Zwischen Belastung und Resilienz: Unterstützung für Kinder psychisch erkrankter Eltern

Auswirkungen auf Kinder

Psychische Erkrankungen bei Eltern haben oft tiefgreifende Auswirkungen auf die Familie und insbesondere auf die Kinder. Die elterliche Erziehungsfähigkeit kann durch Symptome wie Antriebslosigkeit, emotionale Instabilität oder Ängste stark beeinträchtigt sein. Kinder erleben ihre Eltern häufig als unberechenbar oder emotional abwesend, was ihre eigene Entwicklung und ihr Wohlbefinden belastet. Viele Kinder fühlen sich verantwortlich für die Probleme ihrer Eltern, übernehmen elterliche Aufgaben und entwickeln dadurch nicht selten eine sogenannte Parentifizierung. Diese Belastung kann zu Schuldgefühlen, Überforderung und langfristigen emotionalen Schwierigkeiten führen.

Studien zeigen, dass Kinder psychisch erkrankter Eltern ein deutlich erhöhtes Risiko haben, selbst psychische Erkrankungen zu entwickeln. Dies liegt sowohl an genetischen Faktoren als auch an der familiären Umgebung, die oft durch Instabilität, Konflikte und Tabuisierung geprägt ist. Besonders jüngere Kinder sind gefährdet, da sie die Situation häufig nicht verstehen und inadäquate Erklärungsversuche entwickeln, wie die Annahme, selbst schuld an der Lage der Familie zu sein. Isolation und das Fehlen verlässlicher Bezugspersonen außerhalb der Familie verschärfen die Problematik.

Unterstützung

Um solche Kinder zu unterstützen, gibt es in Hamburg und speziell im Bezirk Altona eine Vielzahl von Angeboten. Einrichtungen wie die Erziehungsberatungsstellen oder spezialisierte Programme wie „Wellengang Hamburg“ bieten Beratung und Unterstützung für betroffene Familien. Die Stationsäquivalente Behandlung (StäB) ermöglicht psychisch erkrankten Eltern eine intensive psychiatrische Betreuung im häuslichen Umfeld, was gerade für Familien mit kleineren Kindern eine wertvolle Alternative zum Klinikaufenthalt darstellt. Auch Mentorenprogramme wie „MitKids Aktivpatenschaften“ oder Beratungsangebote wie „CHIMPs-Beratung“ am UKE leisten einen wichtigen Beitrag, indem sie Kindern stabile Bezugspersonen oder gezielte Unterstützung bieten.

Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Förderung der Resilienz von Kindern. Dies gelingt durch den Aufbau von sicheren Bindungen, die Vermittlung von Wissen über die elterliche Erkrankung (Psychoedukation) und die Schaffung stabiler sozialer Netzwerke. Ein offener Umgang mit der Krankheit innerhalb der Familie hilft Kindern, die Situation besser zu verstehen und sich emotional abzugrenzen. Gleichzeitig benötigen Eltern Unterstützung, um ihre Erkrankung zu bewältigen und ihre elterlichen Kompetenzen wieder zu stärken.

Die Situation für Kinder psychisch erkrankter Eltern ist oft komplex und belastend, doch durch eine enge Vernetzung der Hilfsangebote, gezielte Prävention und die Stärkung familiärer und sozialer Schutzfaktoren kann eine nachhaltige Entlastung und Unterstützung erreicht werden. Dabei ist es entscheidend, Stigmatisierung abzubauen und den Zugang zu Hilfeangeboten niedrigschwellig zu gestalten, damit betroffene Familien sich nicht alleine gelassen fühlen.

Netzwerk: A:aufklaren

Ein umfangreiches Netzwerk für Familien mit psychisch erkrankten Eltern bietet das Projekt A: aufklaren in Hamburg. Es richtet sich speziell an Kinder psychisch belasteter Eltern (KipeE) und stellt eine zentrale Anlaufstelle für Betroffene, Fachkräfte und Interessierte dar. A: aufklaren kombiniert Expertise mit einem breiten Netzwerk von Angeboten, um passgenaue Unterstützung zu gewährleisten. Dazu gehören Beratung, Schulungen und Informationsveranstaltungen, die sowohl Eltern als auch Fachkräften helfen, die Dynamiken und Herausforderungen psychischer Erkrankungen besser zu verstehen und effektiv darauf zu reagieren. Neben der Aufklärung bietet A: aufklaren auch eine Vielzahl an Hilfsangeboten für Kinder, etwa spezifische Gruppenangebote, die deren Resilienz fördern, und psychoedukative Maßnahmen, die den offenen Umgang mit der Erkrankung der Eltern erleichtern.

Das Projekt arbeitet eng mit anderen Einrichtungen in Hamburg zusammen und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung und Unterstützung von Familien in schwierigen Lebenssituationen. Diese enge Kooperation und die breit gefächerten Angebote machen A: aufklaren zu einem zentralen Baustein in der Förderung von Kindern und Eltern, die durch psychische Erkrankungen herausgefordert werden. Indem es sowohl Kinder als auch Eltern stärkt, trägt das Netzwerk entscheidend dazu bei, langfristige Belastungen zu reduzieren und die Familien in ihrer Lebenswelt zu stabilisieren.

Webseite: A:Aufklaren

Projekt: Wellengang

Das Projekt Wellengang Hamburg unterstützt seit 2014 Kinder und Jugendliche im Alter von 7 bis 16 Jahren, deren Eltern psychisch erkrankt oder seelisch belastet sind. Ziel ist es, diesen Kindern in Gruppenangeboten eine sichere Umgebung zu bieten, in der sie Gleichgesinnte treffen, mehr über die Erkrankung ihrer Eltern erfahren und Strategien für den Umgang mit Krisensituationen entwickeln können. Ergänzend dazu werden Fortbildungen und Veranstaltungen für Fachkräfte angeboten, um das Thema „psychische Erkrankung in der Familie“ stärker ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Die Angebote sind kostenfrei und vertraulich, um allen Betroffenen einen möglichst barrierefreien Zugang zu ermöglichen. Finanziert wird das Projekt durch Spenden und begrenzte Eigenmittel, wodurch der Zugang niedrigschwellig gestaltet wird.

Webseite: Wellengang

weitere Informationen zu Hilfen für Kinder psychisch belasteter Eltern in Hamburg-Altona – hier