Dark Patterns – Manipulation in Spiele-Apps

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“Dark Patterns” sind manipulative Mechanismen in Spiele-Apps, die Nutzer dazu bringen sollen, im Interesse der App-Anbieter zu handeln. Besonders Kinder sind gefährdet. Solche Muster sind oft gut versteckt, beeinflussen das Design und lenken Nutzer durch Farben, Pop-ups und Countdowns. Spiele-Apps nutzen Dark Patterns, um die Nutzungszeit zu verlängern, In-App-Käufe zu fördern, soziale Interaktion zu verstärken und psychologische Effekte zu nutzen.

Eltern sollten Spiele-Apps für ihre Kinder bewusst auswählen und auf Modelle ohne In-App-Käufe und Werbung setzen. Pädagogisch geprüfte Angebote bieten mehr Sicherheit. Gemeinsame Spieleerlebnisse und das Bewusstmachen über Manipulationsmechanismen stärken die Kinder. Technische Jugendschutzmaßnahmen und klare Regeln können helfen, Dark Patterns zu widerstehen.

Im Kontext von Gaming ist es wichtig, die Begeisterung der Kinder zu verstehen und auch gemeinsam Spiele zu erkunden. Die Vielfalt der digitalen Spielewelt bietet verschiedene Genres und Plattformen. Es ist entscheidend, auf die Altersangaben und die Qualität der Spiele zu achten. Feste Bildschirmzeiten und klare Regeln helfen, einen ausgewogenen Umgang mit digitalen Medien zu fördern.

Für Online-Spiele gelten spezielle Herausforderungen. Eltern sollten den Reiz von Online-Spielen verstehen, verschiedene Typen identifizieren und auf Jugendschutz, Datenschutz und Kostenfallen achten. Die Auswahl altersgerechter Spiele und die Begrenzung von Bildschirmzeiten sind entscheidend. Es ist ratsam, das eigene Mediennutzungsverhalten als Eltern zu reflektieren und als Vorbild voranzugehen. Der Jugendschutz beim Gaming sollte in Bezug auf geeignete Inhalte, Datenschutz und Kosten stets im Fokus stehen.

Infos von SCHAU HIN: https://www.schau-hin.info

Wer Spiele-Apps nutzt, kennt solche Mechanismen: Ein Glücksrad für Gewinne, Werbespots ansehen, um Wartezeiten zu verkürzen, oder eine Rabattaktion für Spielwährung. Viele dieser „Dark Patterns” wirken oft erst einmal harmlos. Ihr Ziel ist jedoch, SpielerInnen so zu manipulieren, dass sie Entscheidungen im Sinne der App-Anbieter treffen. Heranwachsende sind davon besonders betroffen und dadurch einigen Risiken ausgesetzt. Was Eltern über „Dark Patterns” wissen müssen, wenn ihre Kinder gerne zocken, hat SCHAU HIN! hier zusammengefasst.

Was sind „Dark Patterns“?

Dark Patterns (deutsch: „dunkle Muster“) sind manipulative Mechanismen auf Webseiten oder in Apps. Sie sollen NutzerInnen dazu bringen, etwas zu tun, das im Interesse des Anbieters ist. Je nach Webseite oder App kann das etwas anderes bedeuten: mehr einzukaufen, als man eigentlich wollte, länger zu spielen, als geplant, oder auch einfach dem Einsatz von Cookies auf Webseiten zuzustimmen. Damit die NutzerInnen nicht gleich merken, dass sie zu solchen Entscheidungen gedrängt werden, sind die Manipulationen häufig gut versteckt. Dark Patterns sind direkt in das Design der Webseite oder App eingebunden und lenken NutzerInnen auf verschiedene Weisen zur gewünschten Handlung, zum Beispiel durch die Farbgebung von Buttons, zeitlich abgestimmte Pop-up-Fenster, Countdowns oder eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten.

Ein Beispiel, das jeder kennt: Bei Cookie-Bannern auf Webseiten, die eine Einwilligung zur Nutzung bestimmter Daten abfragen, ist der Button für die Zustimmung meist farblich hervorgehoben. Andere Optionen zur Auswahl oder Ablehnung der Datennutzung sind zurückhaltender gestaltet. In Spiele-Apps sind Dark Patterns stark mit der Spielmechanik verknüpft. Ein häufiges Beispiel sind Apps, die durch Push-Nachrichten regelmäßig zum Weiterspielen auffordern, da den SpielerInnen sonst Vorteile verloren gehen.

Wo stoßen Kinder auf Dark Patterns?

Wenn Kinder im Internet unterwegs sind, können sie auf Webseiten mit Dark Patterns stoßen. Häufiger ist es jedoch der Fall, dass sie in Spielen mit den Mechanismen konfrontiert werden. Besonders in Spiele-Apps sind Dark Patterns zu finden – vor allem, wenn die Apps zunächst kostenlos genutzt werden können („Free2Play“). Dark Patterns sind dann Teil des Finanzierungsmodells der Anbieter, die NutzerInnen dazu bewegen sollen, über In-App-Käufe Geld für die Spiele-App auszugeben.


Spielen digital: Was Eltern über Gaming wissen müssen

Digitale Spiele begeistern viele Kinder und Jugendliche: Verschiedene Genres wie Egoshooter oder Action-Games, Simulations- oder Strategiespiele, Modi für einzelne oder mehrere SpielerInnen und immer wieder neue Angebote für jede Altersstufe machen die Gaming-Welt so vielfältig. Längst müssen nicht mehr alle Videospiele klassisch im Geschäft gekauft werden: Eine riesige Auswahl an Games steht heutzutage auf Spieleportalen wie Steam oder in den App-Stores zum Download bereit. Wenn Eltern die Begeisterung für das Gamen verstehen möchten, kann es helfen, das aktuelle Lieblingsspiel ihres Kindes einmal gemeinsam auszuprobieren und sich von der Heranwachsenden zeigen zu lassen, was an dem Trend-Game für sie besonders unterhaltsam ist – ob Among Us, Roblox, Brawl Stars, Minecraft oder Fortnite

Hinter der Faszination der Kinder und Jugendlichen für digitale Spiele steckt häufig neben dem reinen Spielspaß eine soziale Komponente: „Let’s Play“-Videos sind fester Teil der Gaming-Szene. SpielerInnen filmen das Geschehen auf dem Bildschirm mit und kommentieren, was im Spiel passiert. Ganze YouTube-Kanäle sind auf darauf spezialisiert. Vielen Heranwachsenden macht es Spaß, anderen beim Spielen der digitalen Games zuzuschauen und verfolgen bestimmte „Let’s PlayerInnen“. Viele junge GamerInnen schauen Videospiel-Streams live auf der Streaming-Plattform „Twitch.tv“, wo sie sich zeitgleich per Chatfunktion mit den SpielerInnen und anderen ZuschauerInnen austauschen können. Besonders bei MultiplayerInnen-Games, die von Kindern und Jugendlichen gemeinsam online gespielt werden können, kommunizieren sie gerne währenddessen auf Voice- und Chatplattformen wie Discord und machen Gaming so zu einer Gemeinschaftsaktivität.

Welche Arten von Dark Patterns gibt es in Spiele-Apps?

Spieldesigns mit Dark Patterns können eine große Jugendschutzproblematik bergen. Das medienpädagogische Kompetenzzentrum jugendschutz.net hat daher einen Report zu Dark Patterns in Spiele-Apps erstellt. Dort werden vier Faktoren definiert, auf die Dark Patterns einwirken: Zeit, Geld, soziale Interaktion und Psychologie.

  • „Time Patterns”: Faktor Zeit
    Diese Spieldesigns sollen die SpielerInnen entweder möglichst lange Zeit im Spiel halten oder immer wieder dorthin zurückholen. Meist wächst erst mit einer längerfristigen Nutzung und größerem Spielfortschritt die Bereitschaft der NutzerInnen, In-App-Käufe zu tätigen – und die Mikrotransaktionen sind eine wichtige Einnahmequelle für die Anbieter. Um die Nutzungszeit der Spiele-App zu erhöhen, setzen die Anbieter Push-Nachrichten ein, die immer wieder auf das Spiel hinweisen, zum Beispiel bei aufgefüllten Ressourcen, anstehenden Events und abgeschlossenen Aktivitäten oder verfügbaren Belohnungen. Wer seltener spielt, hat Nachteile gegenüber denjenigen, die häufig in der App anzutreffen sind. SpielerInnen werden so dazu gebracht, die Spiele-App in ihre täglichen Routinen einzubinden und immer wieder Zeit darin zu verbringen.
  • „Money Patterns“: Faktor Geld
    Mechanismen in diesem Bereich sollen SpielerInnen dazu bringen Geld auszugeben. Da viele Spiele-Apps zunächst kostenlos heruntergeladen und gespielt werden können („Free2Play“), finanzieren sich die Anbieter über In-App-Käufe und Werbung. Oft können mit In-App-Käufe verschiedene Spielwährungen erworben werden, die dann im Spiel für Vorteile eingesetzt werden können, also schnellere Fortschritte oder bessere Ausstattungen. Der Wert der Spielwährung ist nicht immer klar ersichtlich und häufige Rabattaktionen erschweren es außerdem, ein Gefühl dafür zu bekommen. Beim Einsatz von Lootboxen (sog. „Überraschungskisten”) ist nicht transparent, welche Vorteile mit der Spielwährung oder echtem Geld erworben werden. Je weiter die SpielerInnen in die Welt der App eintauchen, desto schwieriger wird es meistens, ohne In-App-Käufe voranzukommen, weil beispielsweise lange Wartezeiten in das Spieldesign integriert werden. Um Geld von Werbepartnern zu erhalten, müssen NutzerInnen häufig Werbespots ansehen, um weiterspielen zu dürfen, oder können freiwillig durch das Abspielen der Werbung Spielvorteile erhalten.
  • „Social Patterns“: Faktor soziale Interaktion
    Soziale Faktoren im Spiel werden dazu eingesetzt, die SpielerInnen stärker an die App zu binden. Durch gesteigerte Konkurrenzsituationen oder ein hohes Gemeinschaftsgefühl entsteht sozialer Druck, mehr Zeit und Geld in das Spiel zu investieren. Dazu zählen Erfolgsmeldungen anderer SpielerInnen, gemeinsame Team-Events mit besonderen Belohnungen und die Verknüpfung des Spiel mit Sozialen Netzwerken.
  • „Psychological Patterns“: Faktor Psychologie
    Um NutzerInnen zum Weiterspielen zu motivieren, sind Erfolge und Misserfolge in Spiele-Apps oft genau geplant. Die damit verbundenen Emotionen der SpielerInnen werden genutzt, um sie an das Spiel zu binden. Gibt es zu viele Erfolge oder ist das Spiel zu einfach, wird es langweilig und übt keinen langfristigen Reiz aus. Ständiges Scheitern und zu viel Frust durch Misserfolge führen jedoch auch zu einem schnelleren Ausstieg. Die richtige Mischung bietet genügend Motivation, um dabei zu bleiben, aber gleichzeitig auch Herausforderung und den Antrieb, sich zu verbessern – oder auch Geld für einen Spielfortschritt zu investieren.

Was können Eltern tun, um ihre Kinder dagegen zu stärken?

Eltern mit jüngeren Kindern vermeiden Anwendungen mit solchen Strukturen am besten. Ihre Kinder können Dark Patterns noch nicht durchschauen. Das Risiko ist bei solchen Spiele-Apps zu groß, dass sie ungewollt In-App-Käufe tätigen, auf ungeeignete Inhalte in Werbung stoßen oder durch Verlinkungen auf externe Seiten wie Soziale Netzwerke gelangen. Dark Patterns üben auf jüngere SpielerInnen noch zu viel Druck aus, wenn sie ständig über Push-Nachrichten an das Spiel erinnern, über Countdowns Zeitbeschränkungen schaffen oder Konkurrenzsituationen inszenieren. Wenn Eltern Spiele-Apps auswählen, die ohne In-App-Käufe und Werbung auskommen, schaffen sie für ihr Kind eine altersgerechte Spielumgebung. Oft lohnt es sich, einen verhältnismäßig kleinen Betrag für die App zu bezahlen, damit für das Finanzierungsmodell des Anbieters keine Dark Patterns benötigt werden. Pädagogisch geprüfte Angebote finden Eltern beispielsweise in der App-Datenbank des DJI, beim Spieleratgeber NRW und bei spielbar.

Auch wenn Kinder immer älter und erfahrener im Umgang mit Medien werden, ist es weiterhin sinnvoll, Spiele-Apps gemeinsam bewusst auszuwählen. Wenn es eine App mit In-App-Käufen und Werbung sein soll, zum Beispiel weil sie in der Schule oder bei FreundInnen grade sehr beliebt ist, sollten Dark Patterns und mögliche Risiken vorher besprochen werden. Nur wenn Kinder wissen, dass es diese Manipulationsmechanismen gibt und wie sie diese erkennen, können sie sich bewusst für oder gegen die Angebote in der Spiele-App entscheiden. Technische Jugendschutzmaßnahmen können besonders zu Beginn dabei helfen, Dark Patterns zu widerstehen. In-App-Käufe lassen sich auf Smartphones meist in den Geräte- oder Appstore-Einstellungen deaktivieren oder mit einer PIN sichern. Das sorgt für mehr Kostenkontrolle. Feste Bildschirmzeiten für die Nutzung der App können je nach Modell auf dem Gerät direkt oder über eine Jugendschutz-App eingerichtet werden. Langfristig sind jedoch Absprachen zur bewussten Nutzung von Spiele-Apps am nachhaltigsten. Für mehr Verbindlichkeit können die Nutzungsregeln schriftlich festgehalten werden, zum Beispiel in einem Mediennutzungsvertrag.

Spielt mal schön! So wird Gaming kindgerecht

Computer- und Konsolenspiele sowie Spiele-Apps begeistern Kinder und Jugendliche, die darin aufregende Abenteuer erleben, ihr spielerisches Geschick unter Beweis stellen und sich mit anderen messen. Die Faszination von Games liegt vor allem darin, dass die SpielerInnen in eine andere Welt und andere Rollen eintauchen können. Wenn Eltern ein paar Spielregeln vereinbaren, können Kinder das digitale Spielen bewusst genießen und lernen, auch mal abzuschalten.

Die Welt der Spiele ist vielfältig und wird immer größer. Für Spielehersteller ist es ein gutes Geschäft – deshalb bringen sie regelmäßig neue virtuelle Abenteuer und Herausforderungen auf den Markt. Für Kinder bedeuten Games in erster Linie eine Menge Spaß. Sie können dabei aber auch etwas lernen und motorische sowie kognitive Fähigkeiten trainieren.

Damit das Spielen nicht zu Stress in der Familie führt, weil etwa die Medienzeiten überhandnehmen und andere Hobbys vernachlässigt werden, können Eltern von Anfang an einiges beachten.

Auf den Ausgleich achten

Kinder, die beim Spielen so lange still vor einem Bildschirm gesessen haben, brauchen viele Gelegenheiten, sich zum Ausgleich zu bewegen. Mit Freunden toben, ein Instrument spielen, sich auf dem Fahrrad oder Inlineskates ausprobieren – das alles darf nicht zu kurz kommen. Eltern können hier immer wieder Anregungen bieten. So werden Games auch nicht so leicht zum Mittelpunkt des Alltags und andere Interessen werden weiter gepflegt. Außerdem ist es wichtig, die Begeisterung für außermediale Angebote hochzuhalten, weil das Risiko für exzessiven Gaming-Konsum sinkt, wenn sich Kinder und Jugendliche sich gut auf ihre Umwelt einlassen können und Games nicht als ersten Ausweg aus der Langeweile nutzen. 

Begeisterung verstehen

Am besten lassen sich Eltern die aktuellen Lieblingsspiele ihrer Kinder zeigen und bringen so ihr Interesse am Tun des Kindes zum Ausdruck. Es stiftet auch Gemeinsamkeit und Eltern können leichter nachvollziehen, was ihr Kind an einem bestimmten Spiel begeistert. Auch entsteht so eine Vertrauensgrundlage, auf deren Basis ein Kind sich an die Eltern wendet, wenn es einmal Probleme gibt.

Spielzeit dem Alter anpassen

Ab welchem Alter sind Games für mein Kind geeignet? Nicht zu früh, nicht zu viel, aber mit jedem Jahr ein bisschen mehr Bildschirmzeit – das könnte Eltern als Richtschnur dienen. Unter fünfjährige Kinder sollten nicht täglich digitale Spiele spielen und nicht länger als eine halbe Stunde am Tag vor einem Bildschirm verbringen. Für alle Altersgruppen gilt: Kein Spiel ohne Spielpausen, in denen Kinder sich Bewegung und Abwechslung verschaffen und vielleicht auch ein bisschen Dampf ablassen können, wenn das Spiel sehr spannend und aufregend war.

Altersangaben für Games beachten

Eine erste Orientierung darüber, ob ein Spiel für ein Kind in einem bestimmten Alter geeignet ist, bietet die Altersangabe der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK). Eltern und Erziehende sollten darauf achten, dass sich ihre Kinder nur mit solchen Spielen beschäftigen, die für ihr Alter freigegeben sind. Die USK-Angaben sind jedoch keine Altersempfehlungen und sagen nichts über die Qualität eines Spiels aus. Hier helfen pädagogische Portale wie der Spieleratgeber NRW weiter.

Problematisch ist zudem, dass bisher nur klassische Spiele auf Trägermedien durch die USK geprüft werden mussten, reine Online-Spiele hingegen nicht. Lange Zeit oblag es dem Anbieter, unpassende Inhalte Kindern unzugänglich zu machen. Auf einigen Plattformen, wie dem Google Play Store, gibt es Altersangaben, die sich an den gesetzlichen Vorgaben orientieren, jedoch von den Spieleherstellern selbst vorgenommen werden. Genau überprüft werden die Altersangaben nur, wenn Beschwerden von NutzerInnen vorliegen. Das neue Jugendschutzgesetz sieht vor, die bestehenden gesetzlichen Alterskennzeichen, wie zum Beispiel „USK 6“, einheitlich für alle Spiele einzuführen – unabhängig davon, ob sie nur online oder auch als CD im Geschäft verfügbar sind.

Wie viel ist gut für dich? Feste Bildschirmzeiten gemeinsam vereinbaren

Eltern erziehen Kinder zu einem verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. Dazu gehört nicht nur, dass sie sich mit den Inhalten auskennen, auf die sie im Netz stoßen. Medienkompetenz bedeutet auch zu erkennen, wann es Zeit für eine Spiel- oder Filmpause ist und dass eine zu lange Bildschirmzeit für das eigene Wohlbefinden schädlich sein kann. Besser als strikte Verbote sind hierfür klare Regeln und vor allem das Gespräch mit den Kindern über ihre digitalen Aktivitäten. So können Heranwachsende ihre eigenen Erfahrungen machen und daraus lernen – gemeinsam mit ihren Eltern.

Kinder wachsen in einer digitalen Welt auf. Neue Medien bieten ihnen viele Möglichkeiten, zu lernen, zu spielen und zu entdecken. Die Digitalisierung stellt Familien vor neue Herausforderungen: Wie kann es in Zeiten der ständigen Erreichbarkeit gelingen, das analoge Leben nicht zu vernachlässigen? Viele Eltern machen sich Sorgen, dass Smartphones, Computer und Konsolen ihren Kindern schaden, dass sie süchtig danach werden und andere Interessen in Vergessenheit geraten. Bildschirmzeiten sind deshalb oft Streitthema innerhalb der Familie. Die folgenden Tipps helfen Eltern, ihren Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Medien zu vermitteln und ein gutes Gleichgewicht zwischen digitalen und analogen Interessen zu finden.

Feste Bildschirmzeiten geben Orientierung

Bei jüngeren Kindern bis zehn Jahre sollten Eltern darauf achten, dass ein tägliches Maß bei der Bildschirmnutzung nicht überschritten wird. Es ist wichtig, dass den Heranwachsenden genügend Zeit für analoge Erfahrungen bleibt. Die Nutzung digitaler Medien für die Schule ist bei den Bildschirmzeiten nicht anzurechnen. SCHAU HIN! empfiehlt folgende Richtwerte zur Orientierung:

  • bis fünf Jahre: bis eine halbe Stunde Bildschirmzeit am Tag
  • sechs bis neun Jahre: bis zu einer Stunde Bildschirmzeit am Tag

Bei älteren Kindern ab zehn Jahre empfiehlt es sich, ein wöchentliches Zeitkontingent zu vereinbaren. Kinder können so ihre eigenen Erfahrungen machen: Wird die vereinbarte Zeit an nur zwei Tagen verbraucht, bleiben die Bildschirme für den Rest der Woche dunkel. So lernen Kinder, sich ihre Ressourcen vorausschauend einzuteilen und ein gesundes Maß zu finden. Eine Orientierung bietet folgende Faustregel:

  • zehn Minuten Medienzeit pro Lebensjahr am Tag oder
  • eine Stunde pro Lebensjahr in der Woche

Nutzungszeiten müssen eingehalten werden

Wichtig ist, dass die aufgestellten Regeln eingehalten werden. Dabei helfen Klassiker wie die Eieruhr neben dem Bildschirm oder auch verbindlich festgehaltene Absprachen etwa in einem Mediennutzungsvertrag zwischen Eltern und Kindern. Möglich ist auch, Zeitbegrenzungen im Betriebssystem (PC, Android und iOS), durch externe Jugendschutzsoftware (auch mobil), bei Spielkonsolen und in der Spielsoftware selbst einzustellen. Solche technischen Hilfsmittel sollten jedoch nur zu Beginn oder über kurze Zeiträume zum Einsatz kommen. Nachhaltiger ist es, wenn Kinder lernen, sich an Absprachen zu halten. Jüngeren Kindern können technische Zeitbegrenzungen helfen, ein Gefühl für die vergangene Zeit zu entwickeln. Je älter sie werden, desto wichtiger sind jedoch Freiheiten und Selbstständigkeit. Es zahlt sich daher aus, vor Beginn der Pubertät einen bewussten Umgang mit Bildschirmzeiten zu etablieren.

Routinen helfen im Alltag

Legen Sie Benimmregeln für die Nutzung von mobilen Geräten fest: Im Schulunterricht und bei den Hausaufgaben muss das Smartphone weggepackt werden, beim gemeinsamen Essen hat es nichts zu suchen und auch nicht auf dem Tisch zu liegen. Ein bis zwei Stunden vor dem Schlafengehen hat das Smartphone Sendepause. Das sind Beispiele für Routinen, die den Alltag mit Medien strukturieren. Gute Erfahrungen machen auch Eltern, die handyfreie Tage einführen – an die hält sich dann die ganze Familie. Auch bei Konsolen- und PC-Zeiten helfen feste Routinen: Zum Beispiel wird erst nach den Hausaufgaben und nur bis zum Abendessen gespielt. Danach ist Zeit für andere Interessen oder die Familie. Eltern kennen die Gewohnheiten ihrer Kinder am besten und können entscheiden, welche Vereinbarungen gut in den Alltag passen.

Auf Anzeichen achten

Eltern, die wissen, was genau ihre Kinder mit digitalen Medien machen, welche Seiten sie mögen oder welche Spiele sie spielen, können frühzeitig über Risiken und Möglichkeiten der Nutzung aufklären. Wenn neue Spiele oder Apps gemeinsam ausprobiert und angesagte YouTuberInnen und Serien auch mal von der ganzen Familie geguckt werden, können sie auch kritisch eingeschätzt und hinterfragt werden. Nicht nur wie lang Kinder Bildschirmmedien nutzen ist bedeutsam, sondern auch warum: Langeweile vertreiben, Kontakt mit Freunden halten oder über Aktuelles im Bilde sein? Hinweise darauf, dass die Bildschirmmedien überhand nehmen, sind die Vernachlässigung von Schulpflichten, der Rückzug von anderen Aktivitäten und Interessen oder aus Freundschaften sowie starke Launenhaftigkeit oder Gereiztheit.

Vorbild sein

Mit ihrer eigenen Mediennutzung können Eltern ein gutes Vorbild für ihre Kinder sein. Dabei hilft, sich auch einmal selbst kritisch zu fragen, wie oft welche Bildschirmmedien wozu genutzt werden. Kein Mensch muss immer erreichbar sein, das können Eltern ihren Kindern vermitteln. Auch ein gemeinsamer medienfreier Tag in der Woche oder ein gemeinsames Medienfasten können helfen, andere Interessen als Familie nicht aus den Augen zu verlieren.

Abwechslung bieten und bestärken

Es ist wichtig, dass Kinder unterschiedliche Möglichkeiten der Freizeitgestaltung kennenlernen und digitale Medien nicht wahllos einsetzen. Kinder wachsen mit Bildschirmmedien auf, doch ihr Bewusstsein für dieses Thema muss noch geschärft werden. Das geschieht auch über Alternativen im realen Leben und viele Gelegenheiten, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln und Schwierigkeiten meistern, aber Langeweile auch einmal aushalten zu können.

Professionelle Hilfe suchen

Wenn Schule, Freunde, Sportverein, andere Hobbys oder Pflichten über mehrere Monate wegen digitaler, medialer Angebote vernachlässigt werden und die Kinder trotz negativer Konsequenzen nicht Abstand nehmen können, kann professionelle Hilfe nötig werden, beispielsweise bei einer Sucht- oder Erziehungsberatungsstelle in ihrer Nähe.

Online-Spiele: Worauf muss ich achten?

Gerade viele Kinder und Jugendliche sind fasziniert von Online-Spielen, die es für jeden Geschmack und jedes Genre gibt. Die Games sind spannend und herausfordernd, die SpielerInnen vernetzen sich online mit Gleichgesinnten. Wie bei anderen Spielangeboten besteht die Gefahr, mehr Zeit damit zu verbringen, als man eigentlich möchte – allerdings können bei den Spielen im Netz noch online-bezogene Probleme hinzukommen. In der Gaming-Welt im Internet können auch Risiken für den Jugend- und Datenschutz und Kostenfallen lauern. SCHAU HIN! fasst zusammen, was den Reiz von Online-Spielen ausmacht und was es für Eltern dabei zu beachten gilt.

Faszination Online-Spiele

Die Spielhersteller haben für nahezu jedes Interesse das geeignete Online-Spiel, ob Action-, Denk- und Gesellschaftsspiele, Jump and Run, Shooter, Strategie, Simulation, Rollenspiele oder Sport. Bei Online-Spielen können Kinder und Jugendliche live mit anderen in Gruppen spielen, sich untereinander austauschen und zusammen an Kampagnen oder Strategien arbeiten. Dabei kommt es auf den/die Einzelne*n an, da alle ihre Fähigkeiten optimal einbringen müssen und Anerkennung von den MitspielerInnen erfahren. Um die soziale Komponente zu steigern, sind die meisten Online-Spiele auch mit Sozialen Netzwerken wie Facebook verknüpft. Darüber können SpielerInnen Spielstände posten oder andere zum Mitspielen auffordern und werden dafür oft mit einem Spielbonus belohnt. 

Verschiedene Typen bei Online-Spielen

Online-Spiele unterscheiden sich nicht dadurch was, sondern auch wo gespielt wird.

  • Browser-Spiele
    Sie werden mittels eines normalen Web-Browsers gespielt. Ein Software-Download beziehungsweise die Installation eines Programms sind nicht erforderlich. Der Browser wird als Schnittstelle zwischen SpielerIn und Spielwelt genutzt. Bei Browser-Spielen handelt es sich oft um relativ einfache Spiele mit sehr geringen Einstiegshürden, die zu Beginn nur geringen Zeitaufwand erfordern.
  • Spiele mit Online-Modus
    Für komplexere Spiele muss eine Software installiert werden – entweder per Download oder von einer CD. Viele Spiele sind heute mit Online-Modi ausgestattet. Hier können entweder zusätzliche Gegenstände erworben werden oder weitere Spielwelten erkundet werden. Oft gemeinsam mit anderen Online-SpielerInnen – gegeneinander oder im Team. 
  • MehrspielerInnen-Online-Spiele
    Sehr beliebt sind Multiplayer-Online-Games (MehrspielerInnen), kurz MMOGs. MMOGs sind häufig Rollenspiele: Die SpielerInnen wählen eine virtuelle Spielfigur, einen Avatar, aus und entwickeln deren Fähigkeiten mit ihrer Spielerfahrung ständig weiter. In einer Gruppe von MitspielerInnen, die Clan oder Gilde genannt wird, lösen sie so gemeinsam Aufgaben oder Missionen.
  • Second Life
    Virtuelle Welten wie Second Life sind keine Online-Spiele im engeren Sinne, werden aber häufig in diesem Zusammenhang diskutiert. Hier führen NutzerInnen quasi ein Leben in einer Art Parallelwelt, die oft sehr detailliert realistische Umgebungen abbildet. SpielerInnen stehen hier in einem ständigen Kontakt zu anderen SpielerInnen beziehungsweise deren Spielfiguren.

Vernetzte Games: Datenschutz und Privatsphäre beachten

Viele Online-Spiele erfordern eine Registrierung der SpielerInnen und die Preisgabe persönlicher Daten. Hier gilt eine besondere Vorsicht und die Faustregel: Weniger ist mehr. Falls eine E-Mail-Adresse verlangt wird, ist es sinnvoll, ein Pseudonym oder eine eigens für solche Zwecke eingerichtete Adresse zu verwenden. Hier gilt es, besonders darauf zu achten, dass die Nicknames keine Rückschlüsse auf das Alter oder den Wohnort des Kindes zulassen. Bei vielen Online-Spielen lassen sich Privatsphäreeinstellungen aktivieren, sodass das Kind nicht von jedem/r Unbekannten zu einer gemeinsamen Partie aufgefordert werden kann. Wenn möglich sollten MehrspielerInnenspiele nur mit bekannten Gleichaltrigen in einem geschützten Raum gespielt werden – über das Teilen eines Passworts oder im selben WLAN-Netzwerk. 

Wenn Eltern in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und/oder Datenschutzbestimmungen schauen, können sie herausfinden, wofür die Daten genutzt werden – beispielsweise für Werbezwecke. Besser noch ist es, Anbieter auszusuchen, bei denen keine persönlichen Daten wie Social-Media-Profil oder Telefonnummer benötigt werden. Wenn Sie sich oder Ihr Kind von so einem Spiel abmelden, haben Sie einen Anspruch darauf, dass alle Daten gelöscht werden.

Jugendschutz beim Gaming – geeignete Inhalte auswählen

Bei der Auswahl von digitalen Spielen sollte stets darauf geachtet werden, dass sie altersgerecht sind. Bei der Auswahl helfen Ihnen pädagogische Empfehlungsportale wie der Spieleratgeber NRW. Am besten testen Sie das Spiel aber auch selbst und achten etwa darauf, ob es realistische Gewalt enthält. Falls das Spiel Chats anbietet, sollten diese moderiert sein, damit jugendbeeinträchtigende Inhalte und Links entfernt werden. Die Interaktionsmöglichkeiten bergen jedoch auch weitere Risiken: Über In-Game-Chats werden Beleidigungen oder Propaganda-Beiträge verschickt oder Kinder von Erwachsenen mit sexuellen Hintergedanken kontaktiert. 

Kosten bei Online-Games im Blick halten

Die meisten reinen Online-Spiele sind zunächst grundsätzlich kostenlos, finanzieren sich aber über kostenpflichtige Erweiterungen. Dieses Modell wird „Freemium“ genannt, eine Mischung aus dem englischen „free“, also zu Deutsch „kostenlos“, und „Premium“ wie Bezahlangebote für zusätzliche Spielrunden oder Spielitems, die den Spielerfolg steigern. Diese werden oft strategisch so eingesetzt, dass es ohne Kauf nur schwer vorangeht oder sie genau in dem Moment angeboten werden, in dem Kinder ansonsten Fortschritte verlieren würden, zum Beispiel indem sie einen neuen Versuch oder ein neues Leben mit Geld durch den Kauf freischalten können. Kritisch ist, dass häufig nicht ersichtlich ist, dass das Umrechnen in eine spieleigene Währung das Gefühl für reale Kosten mindern kann. Wichtig ist, dass Sie Ihrem Kind vermitteln, dass diese Angebote echtes Geld kosten. Anfangs ist von solchen Spielen ganz abzusehen, mit mehr Spielerfahrung und zunehmenden Alter können Sie mit Ihrem Kind ein festes Budget vereinbaren. Generell gilt: Ohne die Einwilligung der Eltern können Minderjährige keine Verträge eingehen, aus denen Kosten entstehen. Allerdings ist es im Streitfall oft Auslegungssache, ob Jugendliche Spielerweiterungen mit ihrem eigenen Taschengeld bezahlen können. Um bei Online-Käufen auf Nummer sicher zu gehen, müssen Eltern Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, die den ungewollten Zugriff auf Bezahloptionen oder hinterlegte Kreditkarteninformationen verhindern.

Auch bei Games, für die beim Kauf Geld investiert wurde, können immer häufiger zusätzliche Inhalte erworben werden. Die beschleunigen den Spielverlauf oder verbessern den Avatar. Besonders Käufe von Lootboxen können rasch außer Kontrolle geraten. Hier gilt genauso: Mit Kindern über die Kosten sprechen und gegebenenfalls ein Budget vereinbaren.

Werbung in Online-Spielen

Eine weitere wichtige Einnahmequelle für Hersteller von Online-Spielen ist Werbung auf der Webseite oder sogar im Spiel. Häufig ist diese Werbung selbst sehr spielerisch gestaltet, so dass gerade jüngere Kinder gar nicht erkennen, dass es sich um kommerzielle Angebote handelt – und führt oft direkt in den App Store oder zu Kaufangeboten. Durch raffinierte Mechanismen versuchen Anbieter die NutzerInnen dazu zu bringen, die Werbeclips anzuschauen: SpielerInnen können zum Beispiel in manchen Games durch das Anschauen von Werbung Gewinne erhalten, die sie im Spiel weiter voranbringen. Teilweise werden sie sogar dazu aufgefordert, eine weitere App herunterzuladen und bis zu einem bestimmten Level zu spielen, um im ursprünglichen Spiel Vorteile zu erhalten. Eltern sollten daher darauf achten, dass Games möglichst werbefrei sind oder zumindest die Werbung deutlich gekennzeichnet ist und keine ungeeigneten Inhalte oder direkte Kauffaufforderung für Kinder enthält.

Infos von https://www.schau-hin.info